Sonntag, 19. März 2017

Zwischen Tradition und Moderne


Japan, ein Land zwischen Tradition und Moderne. Japan, ein Land das mich nie besonders gereizt hat. Japan, ein Land das mich trotzdem fasziniert hat, Japan, ein Land zwischen formellen Business und puderrosa Niedlichkeit.
Wir sind wieder zurück und ich versuche noch das Erlebte zu begreifen. Japan ist anders, Japan ist skurril. Auf der einen Seite ist Japan hochtechnisiert und Deutschland um Längen voraus. In Japan sind technische "Neuheiten" bereits auf dem Markt, die in Deutschland - wenn überhaupt- erst in ein/zwei Jahren auf den Markt kommen. Oder die Gadgets, die bereits auch bei uns erhältlich sind, sind in Japan viel viel ausgereifter und auch deutlich günstiger. Auf der anderen Seite ist Japan auch sehr traditionell. Zwischen Hochhausschluchten stehen Shinto- Schreine, in denen Leute beten. Oasen der Ruhe zwischen den bunt leuchtenden Neonreklamen in den Einkaufstraßen.

Ich glaube, ich habe einfach noch kein Land kennen gelernt in dem der Spruch "it's not better or worse- it's just different" so stark zutrifft.
Viele Verhaltensweisen der Japaner sind für uns Europäer sehr fremd, aber den Japanern geht vermutlich es umgekehrt genauso. 
So werde ich vermutlich nie verstehen, warum man in einen Land, in dem selbst der Gang auf das stille Örtchen hochtechnisiert ist, man für viele Sache trotzdem mehr als eine Arbeitskraft braucht und für andere anscheidend keine Einzige. Um Baustellen herum stehen so zum Beispiel mindestens immer zwei Leute, die die Passanten um die Baustelle herum winken.
Vielleicht muss man einfach bei den Menschenmengen auf Baustellen aufmerksam machen. In einem Bekleidungsgeschäft für Anzüge stand dagegen ein Roboter, der die Aufgabe des Verkäufers übernommen hat. Wo wir schon beim Thema Roboter sind: An jeder Ecke stehen Automaten, die Getränke und verschiedene Snacks verkaufen.
Trotz der vielen Menschen ist Tokyo eine recht leise Stadt, wenn man die vielen Lautsprecher aus denen J-Pop ertönt abzieht. In der noch so vollsten U- Bahn herrscht eine gespenstische Ruhe. Keiner redet und man selbst traut sich auch nicht so recht zu sprechen. Und ja, wir sind auch zur Rushhour U Bahn gefahren. Ist eine Erfahrung, die ich ehrlich gesagt nicht nochmal machen muss. Man hat kaum Platz zum atmen. Und trotzdem ist so ruhig als wäre sie leer. Jeder schaut auf sein Handy und sagt dabei kein Wort. Auch in den Restaurants unterhalten sich die Japaner eher weniger. Teilweise habe ich mich gefragt, ob die Japaner sich vielleicht am Tisch über ihr Handy miteinander unterhalten. Wer weiß, wer weiß. So ungefähr muss es wohl meinem Opa gehen, wenn ich am Tisch mit meinem Handy sitze.
Aber die Unterschiede liegen nicht nur in den Verhaltensweisen, auch die Speisekarten in Restaurants sind anders. Man findet die angebotenen Speisen in einem Schaufenster vor dem Restaurant und auch die Karten im Restaurant hat für jedes Gericht ein Foto. Was natürlich für Touristen, die der Landessprache nicht mächtig sind, sehr praktisch ist.
Die angebotenen Speisen im Schaufenster sehen täuschend echt aus und man ertappt sich dabei wie man drüber nachdenkt wie sich die Gerichte wohl im Schaufenster so frisch halten,bis einem klar wird dass es sich hier um ein Modell aus Wachs handelt. Die richtigen Gerichte sehen dann übrigens genauso aus wie auf dem Foto. Nicht wie in Deutschland wo das Bild deutlich besser aussieht als die Wirklichkeit.

Aber auch bei so etwas banalem wie der Kleidungsfrage, könnten die Unterschiede nicht größer sein. Während man in Deutschland mit Jeans und Tshirt fast immer passend angezogen ist, habe ich mich damit in Tokyo doch etwas falsch gekleidet gefühlt.
Entweder man trägt einen schicken Anzug/ schickes Kostüm, Schuluniform (die auch spät abends und am Wochenende), traditionelle Kimonos oder man kleidet sich im Animestyle. Ich bin ja eh eher weniger der Kleidchentyp, aber da hätte ich mir fast gewünscht ein Kleid zu tragen.
In Jeans und Tshirt laufen wirklich die wenigsten Japaner rum, in Kimonos dagegen schon. Das ist irgendwie fast so, als würden wir einfach so ein Dirndl anziehen.
Tokyo ist irgendwie wie ein großer überdachter Jahrmarkt. Das ist jetzt keineswegs negativ gemeint, aber besonders die ersten zwei Tage wusste ich nicht so recht wohin mit mir. Überall blinkte es, an jeder Ecke wurde ein anderer J -Pop Song gespielt, die Menschenmassen. Im Vergleich zu Hong Kong oder Taiwan ist Tokyo noch bunter, die Eindrücke kontrastreicher. Es legt einfach noch eine Schippe drauf.
Besonders trifft das auf die Viertel Akihabara und Shibuya zu. Aber mehr zu den beiden Vierteln in den nächsten Posts.
Man braucht mehr als eine Woche, die ich hatte, um diese Stadt zu verstehen. So fern das überhaupt möglich ist.

Fast wäre es übrigens die Reise geworden, in der wirklich alles geklappt hat wie es sollte. Sogar Mission Kirschblüte war fast erfolgreich. Die meisten Bäume hatten schon Knospen und wir haben auch zwei blühende Bäume gesehen. Bilder unten. Aber wie das Leben so ist läuft nicht immer alles rund. Auf dem Rückflug gab es mit unserer Maschine nach München nämlich Probleme und konnte deswegen nicht starten. Wir haben nach langem Warten auf die Maschine nach Frankfurt umbuchen können aber das war vielleicht ein Hickhack. Ich war kurz davor, die Japaner am Lufthansaschalter weg zu schubsen und mich selbst umzubuchen. Einmal im Leben durch eine Menschenmenge laufen und sagen "Lassen Sie mich durch, ich bin von Fach".
Das wars jetzt auch für heute wieder von mir. Ich hoffe, ihr habt schon mal einen ersten Eindruck über das Land der aufgehenden Sonne gewinnen können. Nächste Woche geht es dann weiter mit Berichten und Bildern aus Japan.

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