Sonntag, 14. Juli 2019

Nur-Sultan

Niemals hätte ich gedacht, dass ich nach Kasachstan reisen würde. Aber vielleicht war es Schicksal, eventuell Zufall, aber mit Sicherheit Anders als gedacht.
Nachdem ich einen Fluggutschein mit Air Astana  (muss ich das jetzt als Werbung kennzeichnen? Bevor Fragen aufkommen: der Post ist nicht gesponsert) gewonnen hatte, haben wir überlegt was wir mit dem Gutschein machen, denn er war im gesamten Streckennetz gültig. Relativ schnell war klar, dass wir mit diesem Flugticket nach Nur- Sultan (ehemalig Astana) und Almaty fliegen. Wann sonst denkt man schon mal drüber nach nach Kasachstan zu fliegen?


Nur- Sultan wird auch "Dubai der Steppe" genannt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde Kasachstan 1991 ein eigenständiger Staat. Bis 1997 war Almaty die Hauptstadt, ab 1997 wurde Astana (was auf Kasachisch so viel wie "Hauptstadt" heißt) Hauptstadt. Durch Öl- und Gasvorkommen kam man zu Reichtum und aus Astana wurde binnen kürzester Zeit einer der modernsten Hauptstädte der Welt. Im März 2019 wurde Astana in "Nur- Sultan" umbenannt, um den ehemaligen Präsidenten Nur-Sultan Narsabajew zu ehren. Wie aber auch bei Ho Chi Minh City und Saigon ist der Name Astana noch omnipräsent. Gut, die Umbenennung ist auch erst ein paar Monate her. Dennoch hat man das Gefühl dass nicht alle Bürger so begeistert sind. Sowohl meine Oboenlehrerin, als auch unser einer Uber- Fahrer in Nur- Sultan, haben hierzu eine ganz klare Meinung. Präsidentenkult trifft auf eine hinterfragende Denkweiße.

Bajterek- Turm
Der Präsidentenkult geht sogar soweit, dass eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt der goldene Handabdruck von Präsident Narsabajew im Bajterek- Turm ist. Das Berühren des Handabdruckes soll angeblich Glück bringen.
Wenn man ansonsten kaum auf Menschen und schon gar nicht auf Touristen trifft, hier steht man Schlange um den Abdruck zu berühren.

Womit wir auch direkt bei einem anderen Thema wären: Nur- Sultan ist für mich die Stadt der Gegensätze.
In Nur-Sultan stehen die typischen Ostblock Plattenbauten neben futuristischen Gebäuden.
An jeder Ecke findet man die schicksten Restaurants aller Küchen mit riesigen Speisekarten und dennoch ist nicht immer alles aus der Karte bestellbar.
Für DDR- Geschichten bin ich zu jung, aber natürlich kenne ich auch zu Erzählungen von Lehrern und auch die Witze was es alles in der DDR nicht gab.
Folgendes Dialog- Gerüst ist uns ein paar Mal so passiert und kein Witz.
"Ich würde gerne ... bestellen"
"Das haben wir nicht."
"Dann nehme ich..."
" Das haben wir auch nicht..."
"Was können Sie denn empfehlen?"
"Wir haben Tee und ..."

Die Straßen sind voller Autos und es herrscht ein reger Verkehr und dennoch sind die Straßen menschenleer. Angeblich leben in Astana rund 1,1 Millionen Menschen. Wenn man durch die Straßen läuft trifft man gefühlt nur alle 500 Meter mal auf zwei Menschen. Außer man steht entweder für den Handabdruck des Präsidenten an oder im Einkaufszentrum Khan Shatyr. Hier trifft man ein paar mehr Menschen- dennoch immer noch weniger Menschen wie bei einem Spaziergang durch die Mannheimer Innenstadt.
Bei dem Einkaufzentrum Khan Shatyr sieht man sehr deutlich, dass man in Nur- Sultan versucht Tradition und Moderne zu verbinden.
Architektonisch ist das Gebäude den traditionellen Jurten den Nomaden in Zentralasien nachempfunden.
Im Inneren findet man Supermärkte mit riesigen Alkoholabteilungen und endlos langen Regalen voller verschiedener Wodka- Sorten, diverse Shops westlicher Marken und einen Vergnügungspark. Wie abgefahren ist das? Ein Vergnügungpark mit Freefall Tower mitten in einem Einkaufszentrum. Und einen Aquapark hat man auch noch mit integriert. Fehlt nur noch eine Skipiste mit und die Kasachen hätten die Emiratis übertroffen.
Und dabei ist das Einkaufszentrum am Ende nicht halb so groß wie die Mall of Emirates. Oder wirkt zumindest im Vergleich hierzu sehr übersichtlich.

Wer Urlaub abseits der bereits abgelaufenen Touristenpfade sucht ist in Kasachstan genau richtig.
Russisch- Kenntnisse sind allerdings sehr zu empfehlen, da die wenigsten Kasachen Englisch sprechen. Ob sie es sich nicht können oder sich nicht trauen- da bin ich nicht dahinter gekommen. Mit Händen und Füßen ging es dann aber - oder es wurde der Kollege, der etwas besser Englisch kann geholt.
In Nur- Sultan bemüht man sich sehr das neue, junge, morderne Kasachstan zu verkörpern. Dennoch merkt man natürlich dass Kasachstan noch vor 30 Jahren zur Sowjetunion gehört hat. Das merkt man allerdings auch in Polen- und Polen wurde nicht erst 1991 gegründet.
Genauso merkt man dass Geld keine Rolle zu spielen scheint. An jeder Ecke wird gebaut und man probiert sich noch aus, so dass auch kein einheitliches Stadtbild entstanden ist.
Ganz anders dagegen ist Almaty, die ehemalige Hauptstadt. Dazu mehr demnächst.


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