Sonntag, 21. Juli 2019

Almaty

Von Nur- Sultan ging es dann mit einem kurzen Inlandsflug nach Almaty.
Almaty wird auch "Stadt der Äpfel" genannt, da "Alma" auf Kasachisch "Apfel" heißt (und "Ata"  "Großvater").
Allerdings ist diese Übersetzung grammatikalisch eigentlich komplett falsch, da es sich hier lediglich um eine Anreihung von zwei Wörtern handelt, die aber nicht im Zusammenhang stehen.
An jeder Ecke spiegelt sich das Apfel- Thema wieder. Sei es nun mit kleinen Apfel- Skulpturen oder Bushaltestellen in Form eines Apfel.

Almaty war bis 1997 die Hauptstadt des Landes und mir persönlich hat Almaty auch ein bisschen besser gefallen als Nur- Sultan.
In Almaty ist das Stadtbild einheitlicher und so wie man sich romantisch verklärt eine Stadt mit starkem russischen Einfluss vorstellt.

Kleiner Fun-Fact am Rande: meine Oboenlehrerin hat damals (noch zu Sowjetzeiten) um die Ecke von unserem Hotel gewohnt.

Im Vergleich zu Nur- Sultan ist Almaty historisch gewachsen und wurde nicht einfach in die Steppe gesetzt getreu dem Motto "wir brauchen eine moderne Hauptstadt".
Aber auch Almaty hat ein paar Namenswechsel hinter sich.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt unter dem Namen "Wernoje" gegründet und wenige Jahre später in "Werny" umbenannt.
Ab diesem Zeitpunkt florierte die Stadt. Auch wenn Nur- Sultan inzwischen die Hauptstadt des Landes ist, so ist Almaty nach wie vor das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes.

Wie viele andere Städte des russischen Zarenreich wurde auch Werny nach der Machtübernahme der Bolschewiki umbenannt- in Alma- Ata.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion bekam die Stadt dann ihren heutigen Namen "Almaty".
Wenn ich mir die Geschichte so anschaue drängt sich mir die Frage auf: Ist Städte umbenennen so ein sozialistisches Ding? Sei es nun Chemnitz/ Karl-Marx-Stadt, Ho-Chi-Minh- City/Saigon oder St. Petersburg/ Leningrad oder eben hier in Kasachstan.


Was direkt beim Landeanflug auf Almaty ins Auge sticht ist dass die Stadt sehr grün ist. Das Stadtbild wird von vielen kleinen Parkanlagen,  mit Bäumen gesäumte Alleen und im Hintergrund das Tian Shan Gebirge geprägt.
Das macht das Klima in Almaty sehr angenehm. Durch die Lage mitten in der Steppe ist es in Nur- Sultan sehr windig und an sonnigen Tagen brennt die Sonne richtig stark, da die Stadt kaum begrünt ist.
In Almaty dagegen ist das Klima auch an heißen Tagen sehr angenehm und man hat nicht das Gefühl, dass die Luft stehen würde.

Ja, man könnte sagen, dass ich mich etwas in Almaty verliebt habe.
Mit den kleinen und großen Bauten aus der Zarenzeit, den Betonbunkern aus Sowjetzeiten. Man sieht der Stadt einfach an, dass hier schon viel passiert ist und sie eine bewegte Vergangenheit hat. Das mag ich total.
Hier gibt es an jeder Ecke etwas anderes zu entdecken und man trifft auch auf andere Menschen. Almaty lebt einfach.

Vor den Toren der Stadt ist der Ile-Alatau Nationalpark mit dem Big Almaty Lake gelegen. Vom Stadtzentrum Almatys fährt man knapp 45 Minuten zu dem kleinen, großen See.
Vorbei an grünen Bergwiesen über eine enge, kurvenreiche Straße. Unser Uber- Fahrer ist die Straße mit gefühlt 100 Sachen die Stunde hoch und runter in einem alten Kombi gerast, der in Deutschland nicht mehr durch den TÜV kommen würde. Ich hatte etwas Angst, dass wir aus der nächsten Kurve fliegen würden. Aber das ist schon etwas, was ich in anderen Ländern gelernt habe: Das Auto wird so lange gefahren, bis es sich nicht mehr reparieren lässt.
Leider war es etwas bewölkt, denn an sehr sonnigen Tagen strahlt der See in einem satten türkis. Dennoch ist auch das blassgrün an bewölkten Tagen sehr schön.
Baden und Picknicken ist am See strengstens verboten, da aus dem See das Leitungswasser der Stadt gepumpt wird.
Am Uferrand des See steht auch ein Wachmann, der irgendetwas aus Russisch/ Kasachisch durch ein Megafon brüllt wenn man zu Nahe an das Ufer kommt.
Da es ab hier nur noch ein paar Kilometer nach Kirgisien sind, sollte man immer den Reisepass dabei haben. Vielleicht auch einer der Gründe, weshalb ein bewaffneter Wachmann/ Polizist am See patrouilliert. Auch wenn uns das nicht passiert ist, werden besonders Touristen wohl im Nationalpark des öfteren kontrolliert und sollte man seinen Reisepass nicht dabei haben, kann es zu Verhaftungen kommen. Gerüchtweise soll aber ein großzügiges Trinkgeld die Rettung sein. Wie gesagt, wir wurden nicht kontrolliert.


Kasachstan. das neunt größte Land der Erde hat mich positiv überrascht. Viele Reisende haben das Land gar nicht auf de Schirm, dabei hat es sehr viel zu bieten. Von karger Steppenlandschaft im Norden, zu alpinen Bergseen im Süden ist für jeden Geschmack was dabei. Ich kann mir durchaus vorstellen nochmals nach Kasachstan zu reisen und noch mehr von diesem Land zu sehen. Allerdings werde ich mir vorher noch die ein oder anderen Russisch- oder Kasachischkenntnisse aneignen.

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