Dienstag, 30. April 2019

Totes Meer

Einmal an den Tiefpunkt und zurück. War sehr schön am Tiefpunkt und die Aussicht war auch klasse. Ok, genug der schlechten Wortwitze aber mit 400 Meter unter dem Meeresspiegel ist das Tote Meer der tiefste - trockene- Punkt der Erde. 
In den frühen Morgenstunden ging es für uns in Tel Aviv los Richtung Wüste Judäa. Einmal vorbei an Jerusalem, quer durch das Westjordanland. Auf der Fahrt mit dem Ziel "Ein Gedi Resort" am Toten Meer.
Ein Gedi ist eine Oase mitten in der Wüste und eine der Stellen, an denen das Tote Meer für Badetouristen zugänglich ist. Da man nicht einfach so an jeder Stelle schwimmen kann, sind entlang der offiziellen Strände überall so genannte Resorts angesiedelt. Dies klingt zwar nach Massentourismus und aus meiner Sicht auch recht exklusiv- aber aus Sicherheitsgründen absolut notwendig. Nur an diesen Stellen ist das Baden sicher und es ist ein Bademeister/ Rettungsschwimmer vor Ort. Ja, auch am toten Meer kann man ertrinken. Das Wasser ist durch den hohen Salzgehalt so schwer, dass man wenn man untertaucht am Ende nicht mehr auftauchen kann. 
Dennoch ist das Baden im Toten Meer eine Once in a lifetime Erfahrung und jeder Israel- oder Jordanien- Reisende sollte diese Erfahrung machen. 
Angekommen am Resort ging es von den Umkleidekabinen zu einer "Bushaltestelle" um die letzten Meter zu fahren. Als das Resort in den 80er Jahren (glaube ich -ich will hier nichts Falsches sagen) erbaut wurde, reichte das Wasser bis direkt vor die Tür. Durch die Verdunstung verliert das Tote Meer allerdings jedes Jahr rund 1 Meter an Tiefe, so dass man inzwischen rund 10-15 Minuten (ca 1 Kilometer) bis zum Ufer läuft.

Ich füge hier zwei Bilder ein, die wie ich denke die Verdunstung gut zeigen. Auf dem ersten Bild ist der Steg des Resorts und hinten am Horizont erst das Ufer des Toten Meeres zu sehen. Auf dem zweiten Bild kann man ganz gut erkennen, dass nach der Verdunstung ein komplett unfruchtbarer Boden voller Salzverkrustungen zurückbleibt.


Angekommen am Ufer des Sees ging es direkt ins Wasser. Anfang April ist am toten Meer noch nicht besonders viel los und das Wasser ist mit knapp 20 Grad bereits sehr angenehm. Aber ein kleiner Tipp am Rande: nehmt Badeschuhe mit und behaltet diese im Wasser an. Ich hatte natürlich keine geeigneten Schuhe dabei und habe mir im Wasser die Füße aufgerissen weil der Untergrund durch die Salzablagerungen sehr scharfkantig ist. Und bei 30% Salzgehalt im Wasser wird im wahrsten Sinne des Wortes Salz in die Wunde gespült. Aber nach einem kurzen, schmerzhaften Brennen ist Wunde direkt wieder gereinigt und verschlossen. Es war schon eine sehr besonderes Erfahrung im toten Meer zu schwimmen. Ab einer gewissen Wassertiefe, drückt das Wasser die Füße nach oben. Man schwebt im Wasser und kann sich auf dem Rücken einfach treiben lassen. 

Verlässt man das Wasser wieder, setzt sich auf der Haut das Salz als öliger Film ab. Total komisch. Beim Abduschen wirken die Salzkörnchen dann wie ein Peeling. Meine Haut hat sich nie besser gepflegt angefühlt.
Man sagt dem Toten Meer ja eh heilende Kräfte für allerlei Gebrechen und Leiden nach.
Ich würde jedem empfehlen, keine neuen oder teuren Badeklamotten mitzunehmen. Das Salz bekommt man nie wieder raus und die Klamotten kann man hinterher wegwerfen. 
Gegen das Tote Meer Salzwasser kann auch jedes Salzwasser- Haarspray einpacken. Ich war noch Tage später damit beschäftigt die Salzreste wieder aus meinen Haaren raus zubekommen.

Nach dem Baden ging es weiter nach Masada. Die Festung von Masada liegt nur knapp über dem Meeresspiegel. Ein sehr surreales Gefühl mit einer Seilbahn hoch auf Höhe des Meeresspiegels zu fahren, während man auf der Fahrt zum Toten Meer gar nicht wirklich bemerkt hat, dass man immer weiter in die Tiefe fährt.
Die Festung von Masada ist die ehemalige Palastfestung von Herodes, die zwar im Grunde eine römische Villa war aber Herodes auch seinen jüdischen Glauben ausleben konnte (wenn ich unseren Guide richtig verstanden habe).
Natürlich ist die Festung über 2000 Jahren größtenteils verfallen aber einige Wände, Bodenmosaike und Wandbemalungen hat man in sehr gutem Zustand ausgegraben, andere Teile hat man mit Originalmaterial wieder rekonstruieren können. Dies ist getrennt durch eine schwarze Linien- unten der alte Teil und oben die Rekonstruktion.

Kleiner Disclaimer vorab: Keine Garantie dass das Nachfolgende 100% richtig ist. Ich versuche nur wieder zu geben was ich noch von der Tour im Kopf habe. Und laut unserem Guide sind sich Historiker und Archäolgen auch nicht ganz einig was tatsächlich in Masada passiert ist und was nicht.

Nach Herodes war Masada dann Schauplatz des jüdischen Krieges. Die jüdischen Rebellen nahmen die Festung ein und konnten dort ein paar Jahre unter Belagerung der Römer gut leben. Was die Römer wohl nicht wussten: Der Boden auf diesem Plateau war wohl sehr fruchtbar, so dass man sehr ertragreich anbauen konnte und bei bei Regen konnte genug Wasser zur Versorgung aufgefangen werden.
Von der Festung hatte man auch einen Blick die römischen Lager und konnte somit den Feind im Auge behalten.
Blick auf die römischen Lager (viereckige Furchen im Bild)
Irgendwann erkannten die Römer wohl, dass die Belagerung recht aussichtslos ist und bauten eine Rampe hoch zu der Festung, um diese Einnehmen zu können.
Als die Rebellen erkannten, dass sie gegen Römer keine Chance hatten beschlossen sie gemeinschaftlich Suizid begehen. Dies ist aus jüdischer Sicht wohl sehr ungewöhnlich, hat aber auch mit Stolz zu tun. Lieber den Freitod als von den Römern versklavt oder ermordet zu werden. Die Rebellen brachten sich gegenseitig um und der letzte Lebende sollte die Festung in Brand setzten und sich dann auch selbst erdolchen.
Wie gesagt, für das Judentum ist so etwas nicht nur ein sehr radikaler Schritt sondern auch einer, der überhaupt nicht mit dem Glauben vereinbar ist.
Nach der Tour durch die Festung ging es dann wieder zwei Stunden zurück nach Tel Aviv und der Urlaub in Israel zu Ende.
Würde ich Israel wieder bereisen? JA- jederzeit. Die Israelis sind ein sehr herzliches Volk und ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Dies war auch sicherlich nicht die letzte Reise nach Israel.

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