Passend dazu möchte ich heute über Jerusalem schreiben, die heilige Stadt in der alles irgendwie einen Anfang und ein Ende haben zu scheint.
Im Grunde würde ich mich nicht als besonders gläubig bezeichnen, aber in Jerusalem wird man doch auf gewisse Weise sehr ehrfürchtig.
Egal ob im Judentum, Islam oder Christentum immer hat Jerusalem eine zentrale Rolle gespielt und somit ist es auch irgendwo klar, dass es genug Konfliktpotential vorhanden ist. Aber ich möchte nicht über den Israel- Palästina- Konflikt sprechen. Hierzu fehlt mir jeglich Expertise und es würde auch eine Seite hier nicht reichen.
Wo fange ich also an?
Wir sind morgens mit dem Bus von Tel Aviv nach Jerusalem gefahren.
Auf dieser Strecke gibt es sehr gute und recht günstige Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Reine Fahrzeit: eine knappe Stunde.
In Jerusalem angekommen fühlt es sich im Vergleich zu Tel Aviv schon etwas wie eine andere Welt an.
Während in Tel Aviv Religion keine große Rolle zu spielen scheint, tut sie es in Jerusalem umso mehr.
In Jerusalem sieht man viel mehr orthodoxe Juden und auch Muslime, die sich auch nach außen hin zum Islam bekennen.
Ost-Jerusalem bildet die historische Altstadt. Und Ost-Jerusalem liegt in Palästina. Aber auch wenn man eine "Grenze" übertritt, muss man durch keine Kontrolle. Klar, es stehen an den Toren zu der Altstadt bewaffnete Polizisten und diese patrouillieren auch durch die Altstadt. Im Grund ist es dennoch nicht mehr Präsenz wie im Rest des Landes.
Man schreitet durch die Tore der Altstadt und trifft auf eine arabische Altstadt, wie man sie sich vorstellt. Enge verwinkelte Gassen mit Marktständen, Kinder die in den Gassen spielen. Es ist laut, es ist chaotisch und doch geregelt zugleich.
Zur Klagemauer haben wir es am Anfang noch ganz ohne Verwirrung geschafft.
Auch wenn es sich hier um eine religiöse Stätte des Judentums handelt, ist sie für alle zugänglich.
Nur Freitags dürfen Betende nicht fotografiert werden und generell gilt für Betende eine Geschlechtertrennung.
Die Geschlechtertrennung gilt übrigens auch in den Synagogen, damit man nicht vom anderen Geschlecht abgelenkt wird.
Nach der Besichtigung der Klagemauer haben wir vergebens nach einem Eingang zum Felsendom gesucht. Für Nicht-Muslime gibt es nur einen einzigen Zugang in den Vorhof das haben wir dann wieder zurück in Tel Aviv gelesen. In den Felsendom selbst, der inzwischen Moschee ist, kommt als Nicht-Muslim überhaupt nicht mehr rein. Auch das haben wir abends im Hotel in Tel Aviv gelesen.
Für diese Erkenntnis sind wir allerdings knapp eine Stunde durch die Altstadt Jerusalems geirrt. An jedem Eingang, den wir gefunden haben, hieß es "Moslems only".
Nachdem wir uns wieder grob orientiert hatten, kamen wir wieder auf Via Dolorosa. Die Via Dolorosa dürfte Vielen auch als Kreuzweg bekannt sein. Hier haben wir auch einige Prozessionen gesehen, die singend den Kreuzweg entlang gelaufen sind.
Über die Via Dolorosa sind wir wieder aus der Altstadt raus, Richtung Ölberg.
Am Fuße de Ölberges befindet sich das Grab der Jungfrau Maria und der Garten Getsemani.
Der Garten Getsemani ist allerdings inzwischen nur noch ein kleines Areal mit ein paar eingezäunten Olivenbäumen. Ob Jesu nun damals im Garten unter den Olivenbäumen festgenommen wurde oder in der Kapelle nebenan ist man sich nicht so einig. Die erste Gedenktafel behauptet ersteres, die zweite Gedenktafel sagt es in der Grotte der Kapelle. Ist ja auch schon etwas her.
Der Ölberg ist ohne jeden Zweifel auf palästinensischen Gebiet. Aber auch hier wieder keine Kontrollen, Nichts. Hier wird in den Medien wieder viel dramatisiert.
Und dennoch merkt man, dass man sich in einem anderen Territorium befindet. Irgendwie ist die Stimmung hier anders, nur wenige Meter zu Israel entfernt. Damit möchte ich nicht sagen, dass es sich auf irgendeine Weiße "gefährlicher" anfühlt.
Ich kann es gar nicht richtig beschreiben oder richtig fassen.
Auf der anderen Seite der Altstadt dagegen, könnte man auch genauso gut in Spanien sein. Es ist einfach mediterran mit jüdischen Touch.
Eine Stadt, die sinnbildlich für ganz Israel steht. Zwei verschiedene Welten, zwei verschiedene Religionen, zwei verschiedene Kulturen die hier aufeinander treffen.
Um Jerusalem zu verstehen braucht man mehr wie nur ein paar Stunden.
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