Mittwoch, 11. Juli 2018

Edinburgh

Wenn die Welt von Harry Potter und Neuseeland ein Kind hätten, das in Europa lebt, wäre es vermutlich die Region um Edinburgh. Jemand in den ich heimlich verliebt wäre.
Dass Schottland und Neuseeland sich recht ähnlich sehen ist wohl eher Zufall.
Schottland war zu einem gewissen Grad Balsam auf der sich vor "Heimweh" nach Neuseeland verzehrenden Seele und doch war das nur von kurzer Dauer. Neuseeland ist immer noch Neuseeland und ich vermisse es mehr denn je.

Die Ähnlichkeit zum Harry Potter Universum ist allerdings vermutlich weniger ein Zufall.
Immerhin liegt Hogwarts in Schottland wie man ja auch weiß.
Spaß beiseite, J.K. Rowling hat Harry Potter in Edinburgh geschrieben und sich von der Stadt inspirieren lassen. Ich meine, wie kann man auch nicht? Edinburgh hat etwas magisches.
Die kleinen Gassen, die Backsteinhäuser mit den den bunten Holzfassaden in denen sich im Erdgeschoss entweder ein Pub oder ein kleiner süßer Laden befindet. Die perfekte Winkelgasse. Der Leadenhall Market in London soll ja angeblich als Vorlage für die Winkelgasse in den Harry Potter Filmen gedient haben. Dabei sehen die Gassen in Edinburgh viel mehr nach der Winkelgasse in meinem Kopf aus.
Auf dem Greyfriars Kirkyard hätte man nicht nur sämtliche Friedhofsszenen in Harry Potter drehen können, sondern hier liegt auch ein Thomas Riddell (ja den in Harry Potter schreibt man mit nur einem L) begraben. Hier hat sich Rowling für diesen Namen inspirieren lassen, sagt man zumindest.

Aber kommen wir zum offensichtlichsten: dem Edinburgh Castle.
Eine Burg, die über der Stadt auf einem Berg thront. Ich meine, was schreit mehr "Harry Potter"?
In meinem Kopf bin ich über einen Teil des Hogwarts Geländes gelaufen, wenn man die unzähligen Touristen mal ignoriert.
Ja, mein innerer kleiner Potter- Freak ist voll auf seine Kosten gekommen. Vielleicht hat man auch mehr Harry Potter in einer Wochen Edinburgh als in ein paar Stunden World of Harry Potter in London. Wer weiß, aber auf jeden Fall wird die Fantasie mehr angeregt.

Im Vergleich zu London ist Edinburgh sehr ruhig, viel traditioneller und vielleicht auch nicht so kosmopolitisch.
Dafür ist man immer nur einen Steinwurf von der Natur entfernt. Einer der vielen Gründe warum ich mich an Neuseeland erinnert gefühlt habe.
Der wohl schnellste Weg in die Natur ist der Arthurs Seat, der Hausberg von Edinburgh, nur einen knappen Kilometer von der Innenstadt entfernt.

Von unserem Hotel sind wir also zum Fuß des Berges gelaufen. Mit der festen Absicht auf der einen Seite hoch und dann auf der anderen Seiten wieder runter zu laufen. Es gibt einen steilen, sehr steilen, Weg hoch über einen Schotterweg. Da dort auch Leute runter kamen ging ich davon aus, dass dies auch der richtige Weg hoch sei. Es war definitiv der direkteste Weg aber es gibt wohl auch einen längeren, nicht so steilen und anstrengenden Pfad.
Erkenntnis des Tages: Arthurs Seat ist steiler als gedacht und nach der Hälfte wäre ich am liebsten wieder runter gelaufen.
Aber da ich unbedingt hoch wollte, hat mein Mann mich dann auch weiter hoch getrieben. Mit der Aussicht auf ein Abend in einem Pub.
Wir haben von einer englischen Freundin das Sheep Heid Inn empfohlen bekommen, dass auf der anderen Seite des Arthurs Seat liegt.
Das Sheep Heid Inn ist der älteste Pub Schottlands, was ich später erst erfahren habe.
Mit dieser Tatsache erwartet man eigentlich Unmengen an Touristen aber in diesem kleinen schnuckeligen Pub, den ich fast nicht gefunden hätte weil in einer Seitengasse versteckt, fast nur Einheimische. Vermutlich haben die meisten Touristen nach dem Arthurs Seat keine Lust mehr noch weiter aus Edinburgh raus zulaufen - immerhin muss man ja auch wieder zurück ins Zentrum laufen.
Wo wir schon bei Thema Pub sind: das schottische Essen ist wirklich so fettig wie man sagt. Nach drei Tagen hatte ich von dem ganzen frittiertem Zeug so richtig Sodbrennen, dass sich auch erst wieder Daheim beruhigt hat.

Ebenfalls ganz in der Nähe von Edinburgh ist der Pentland Hills Regional Park.
Wir sind mit einem Uber aus dem Zentrum rausgefahren und haben uns am Informationszentrum absetzten lassen. Von dort aus sind wir losgewandert.
Einfach durch die Hügel, durch das Grün vorbei an Schafen und einem See.

Bei den Schafen war ich komplett aus dem Häuschen. Ein großzügig eingezäuntes Gelände, durch das man einfach wandern durfte. Nur wenige Zentimeter vorbei an den Schafen.

Ich glaube, spätestens bei diesem Spaziergang habe ich mich in Schottland verliebt. Diese Ruhe, diese Kulisse. Fast ein bisschen wie Neuseeland (nur dass Neuseeland -einfach nur weil es Neuseeland ist- cooler ist).

Einen Tag sind wir nach Glasgow gefahren. Mit dem Zug fährt von Edinburgh eine gute Dreiviertelstunde nach Glasgow, also für einen Tagesausflug gut geeignet. Und mehr würde ich dort auch nicht verbringen wollen. Eigentlich sogar weniger.
Wir waren gute zwei Stunden in Glasgow bevor wir wieder zurück gefahren sind. Glasgow ist im Vergleich zu Edinburgh viel moderner, viel hektischer- kurzum ich fand Glasgow alles andere als schön. Aus diesem Grund sind wir recht schnell wieder nach Edinburgh gefahren. Ich finde Edinburgh hat einfach einen unvergleichlichen Charme, der einen direkt einlädt sich wohl zu fühlen.
Im Gegensatz zu den Engländern hatte ich das Gefühl mit den Schotten eher warm zu werden. Die Schotten sind tatsächlich ein ganz anderer Menschenschlag. Viel herzlicher, auch wenn deren Akzent tatsächlich schwerer zu verstehen ist.
Mit dem Wetter hatten übrigens Glück. Es war zwar bewölkt und meist grau aber dafür (fast) trocken.
Nun hoffe ich auf einen Indian Summer in Toronto, denn Wasserfälle bei Regen hatte ich 2010 ;)

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