Donnerstag, 17. Mai 2018

Istanbul


Istanbul?
- Willst du da wirklich hin?
- Also ich würde momentan ja nicht in die Türkei reisen. Nicht so lange Erdogan an der Macht ist.
- Na hoffentlich passiert da nichts und du kommst heil wieder.

Ungefähr das waren die Reaktionen, als ich meinem Umfeld eröffnet habe, dass ich die nach Istanbul fliege.
Aber allen diesen Leuten möchte ich entgegensetzen: Nur wegen einem Staatschef oder einer Staatsform nicht in ein Land zu reisen ist eigentlich kompletter Blödsinn. Dann dürfte man gar nicht mehr verreisen. 
Die USA ist nach wie vor eines der beliebtesten Reiseziele- und wie viele haben nach den Wahlen 2016 gesagt dass sie nun nicht mehr dort hin reisen wollen? Der Iran und China sind momentan touristisch am Boomen - wie oft hat Amnesty da die Menschenrechtslage angemahnt?
Auch sicherheitstechnisch kann man es übertreiben. Natürlich würde ich niemals in Kriegsgebiete reisen- aber wenn man sich überlegt wo alles etwas in den letzten zwei/ drei Jahren passiert ist, dürfte ich eigentlich nicht mehr meine Wohnung verlassen. Inzwischen könnte ich ja selbst auf dem Weihnachtsmarkt überfahren werden. Würde ich nur aus Angst zu Hause bleiben, hätten Terrorgruppen doch ihr Ziel erreicht.
Ich will das alles nicht klein reden aber ich hoffe ihr versteht was ich damit zum Ausdruck bringen möchte. 

Jetzt war ich hier etwas ausschweifend, aber das musste raus. Nun zurück zu Istanbul:

Istanbul ist eine wunderschöne Stadt und angenehm erfrischend. Unglaublich geschichtsträchtig, so kosmopolitisch. Der perfekte Schmelztiegel zwischen der abendländischen und der morgenländischen Kultur.
Kleine Gassen wie in Südfrankreich, eine historische Straßenbahn wie in Lissabon, an jeder Ecke Straßenmusiker und frische Granatäpfel.
Kurzum eine Stadt, von der ich gar nicht wusste, dass sie auf meiner Bucketlist stand.
Wo wir schon bei Granatäpfeln sind, können wir gleich beim Thema "Essen" bleiben, denn ich mag Künefe - war für eine Überleitung. Mal wieder sehr elegant. In Istanbul hungrig zu bleiben ist schwer, sehr schwer. An jeder Ecke kann man frisches Obst, türkische Süßspeisen und natürlich auch Döner kaufen. Auch wenn türkischer Döner anders schmeckt, wie das was man hier in Deutschland bekommt, ich werde wohl nie voller Genuss in einen Döner beißen. Dafür könnte ich mich in Simit, Künefe und Co reinlegen. Und die Gewürze! Bereits in Dubai fand ich toll über den Gewürzsouq zu schlendern und an den verschiedenen Tees sowie Gewürzen wie Safran, Curry und Pfeffer zu schnuppern. 
Also ging es von unserem Hotel aus, über die Galata- Brücke zum Ägyptischen Bazar. Auf der Galata- Brücke standen von früh morgens bis spät abends Männer aller Generationen und angelten. 
Unweit des Ägyptischen Bazars befindet sich der große Bazar. Vierzig mal so groß wie der Ägyptische Bazar, der sich hauptsächlich auf Gewürze beschränkt und nur aus einer Marktgasse besteht, findet mal hier alles von Gewürzen über Schmuck bis hin zu gefälschter Markenware. Im Vergleich zu den Souqs in Dubai fand ich die in Istanbul um Welten angenehmer. Natürlich waren die Verkäufer daran ebenfalls interessiert einem die eigenen Waren zu verkaufen aber sie waren null aufdringlich. In Dubai kamen sie ja direkt auf einen zu und fingen auf der Straße mit dem Verkaufsgespräch an. 
Nein, hier in Istanbul ist genug Zeit sich die Waren anzuschauen und bei nicht gefallen weiter zu gehen. Mit den rund 4000 Ständen gibt es hier auch eine Menge zu sehen. Und für orientierungslose Menschen, wie mich, einiges vermutlich doppelt und dreifach. 

Das Schöne an Istanbul ist, dass man fast überall hinlaufen kann. Zumindest auf der europäischen Seite - auf die asiatische haben wir es nicht geschafft.
Vom großen Bazar ist man schnell an unzähligen Medresen (Gebetsschulen - Ha! Da ist ja doch was aus der Berufsschule hängen geblieben) vorbei und steht vor der blauen Moschee und der Hagia Sophia. Aber irgendwie sollte es nicht sein. Gerne hätten wir uns die Hagia Sophia und die blaue Moschee angeschaut. Beides von Außen sehr beeindruckend. Aber um die Hagia Sophia rum war eine riesige Warteschlange und in der blauen Moschee wurde der Gebetssaal renoviert - zumindest der den man besichtigen darf. 
Dafür war es der Spaziergang durch die Altstadt, nennen wir es mal so, absolut wert. Die wunderschönen Fenster, die kleinen Gassen, an den vielen Moscheen. In Istanbul befinden sich übrigens über 2000 Moscheen - und trotzdem haben wir nur einmal den Ruf des Muezzins gehört. Nicht so wie in Dubai, wo wir jede Gebetszeit mitbekommen haben.
Also wieder über die Galata- Brücke zurück zum Galata - Turm. Hier merkt man wie hügelig Istanbul ist. Aber so kann man direkt Platz für die ganzen türkischen Leckereien schaffen. Der Galata - Turm ist ebenfalls eine Sehenswürdigkeit, an der wir nur vorbei gelaufen sind - jeden Tag mehrmals da unser Hotel in unmittelbarer Nähe war. Denn auch hier standen die Leute in einer langen Schlange um den Turm herum. 
Durch die Istiklal Caddesi, eine der Hauptfußgängerzonen Istanbuls, gelangt man dann zum Taksim - Platz. Je genau der Platz, der oft in den Medien wegen Demonstrationen genannt wurde.
Die drei Tage Istanbul gingen ohne eine Demonstration rum und ohne dass wir generell viel von Erdogan mitbekommen haben.
Natürlich, sein Konterfei hängt in der ganzen Stadt verteilt - aber in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist die Königsfamilie auch allgegenwärtig und irgendwann fällt einem das auch gar nicht mehr auf.

Dafür- zum Glück- nicht zu übersehen und zu überhören die vielen Straßenmusiker und Straßenkünstler in Istanbul. Und Katzen. Ernsthaft Leute, in keiner Stadt der Welt habe ich bis jetzt so viele Katzen gesehen wie in Istanbul. Und dort werden die Straßenkatzen richtig verwöhnt. Die Katzen dürfen in den Schaufenstern entspannen und werden von den Ladenbesitzern gehegt und gepflegt. Ich, die Katzen heiß und innig liebt - NICHT -, war hin und weg. Nun ja, jedem das seine. 
Ich hätte gerne noch ein paar mehr Tage in Istanbul verbracht. Aber das verlängerte Wochenende war leider viel zu schnell rum und so ging es nach drei Tagen zurück nach Deutschland.
Istanbul war keine Stadt in die ich vermutlich so schnell gereist wäre, aber das Leben meinte es gut mit mir und es sollte einfach so sein. 
Ich kann nun verstehen, warum so viele Deutsche die Türkei als Urlaubsziel wählen. Das Essen, die Leute und wenn die anderen Städte ebenfalls so schön sind- auch landschaftlich soll die Türkei einiges zu bieten haben. Diese Reise war bestimmt nicht die Letzte in die Türkei.
In diesem Sinne: 







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