Montag, 4. Dezember 2017

Hanoi

Wie heißt die schwäbische Hauptstadt in Asien? Hanoi!
Das ist wohl einer der Lieblingswitze meines Geographielehrers in der Berufsschule, doch ich hätte nicht gedacht, dass ich relativ bald nach meinem Ausbildungsende nach Vietnam reisen werde? Eigentlich war ich auch der Überzeugung, dass nach dem wir diesen März in Japan waren, es jetzt auch erst mal gut ist mit Asien. Immerhin waren wir die letzten 3 Jahre in Asien. Aber erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt.
Irgendwie war dann doch dieses Kribbeln, dieser Reiz einen Flug nach Vietnam zu buchen und drei Wochen lang auf eigene Faust durch das Land zu reisen. Vietnam, ein Land im Aufbruch, ein Land dass im Gegensatz zu Thailand oder Bali (ja Bali ist kein Land, sondern eine Insel Indonesiens) uns Deutschen noch recht fremd ist.

Angekommen in Hanoi ging es erst zum Hoan Kiem See, unweit von unserem Hotel.
In der Mitte des Sees ist ein Turm, der Schildkrötenturm, und ein Tempel. In dem Tempel kann man eine riesige Schildkröte besichtigen, die mal in dem See gelebt hat. 
Die Vietnamesen lieben Geschichten und Legenden und so gibt es für alles Mögliche irgendeine Legende. Für den See glauben die Vietnamesen das während der chinesischen Besatzung in dem See eine riesige, goldene Schildkröte lebte. Diese gab einem armen Fischer ein magisches Schwert, welches ihn unbesiegbar machte. Dank dieses Schwertes konnte er die chinesischen Truppen schlagen und wurde König. Nach seiner Krönung ging er zu dem See und wollte den Göttern danken. Die Schildkröte tauchte auf und wollte das Schwert zurück haben. Das Schwert löste sich, wie von selbst, und verwandelte sich in einen Drachen. Wie gesagt, Vietnamesen lieben Geschichten und zu dieser passt die gefundene und ausgestopfte Schildkröte perfekt. Für sie der Beweis, dass diese Geschichte stimmen könnte.

Insgesamt verbrachten wir zwei Tage in Hanoi. Sind zwei Tage zu wenig? Vielleicht. Vielleicht kann man vieles in Hanoi besichtigen. Aber um ein Gefühl für das Land zu bekommen reichen zwei Tage in Hanoi. Ich habe noch nie so eine unfertige und doch in sich abgeschlossene Stadt gesehen. Eine Stadt, die auf der einen Seite megatouristisch ist und auf der anderen Seite aber doch auch das wahre Gesicht bewahrt. Nach zwei Tagen Hanoi kann ich sagen, viele Sehenswürdigkeiten haben wir nicht besichtigt und wirklich informiert, was man in Hanoi alles besichtigen kann haben wir auch nicht, aber ich habe das Gefühl mir die größte Sehenswürdigkeit von allen angeschaut zu haben: Die Vietnamesen selbst.
Das Leben spielt sich hauptsächlich auf der Straße ab. Noch mehr als in Taiwan. Die Vietnamesen sitzen vor ihren Häusern, mitten auf der Straße, und grillen, essen, rauchen. Dazwischen laufen dann die Bäuerinnen mit den Rundhüten und ihren Waren vorbei. Und nur Zentimeter daneben quetscht sich ein Motorrad vorbei.
Über Straße gehen ist hier das reinste Abenteuer. Frei nach dem Motto „ ich fahre wo grade Platz ist“ wird sich hier einen Dreck um Verkehrsregeln gekümmert und es wird munter drauf los gefahren. Da muss man als Fußgänger echt aufpassen, dass man nicht unter die Räder kommt. Getreu „just keep going“ einfach drauf  los laufen. Meistens weichen die Fahrzeuge dann schon aus. Wenn man drauf wartet, dass mal jemand für einen Hält, kommt man gar nicht über Straße. Auch Gehwege sind nur Empfehlungen für Fußgänger, in der Tat werden sie als Rollerparkplatz benutzt oder auch wenn die Straße verstopft ist als Fast Lane für Roller. Im Gegensatz zu Städten wie Tokyo oder Hongkong, wo Platz sehr kostbar ist, wir hier kreuz und quer gebaut. Wo einfach Platz ist. Hanoi wirkt, dafür dass es eine Haupstadt ist auch sehr klein. Schon fast ländlich. Und das ist Vietnam im Allgemeinen. Sobald man aus der Stadt rauskommt, sieht man überall Reisfelder und Kühe rum stehen. Hanoi ist auch nicht besonders hoch gebaut, kaum ein Haus hat mehr als vier Stockwerke.

Wir wollen auch das Ho Chi Minh Mausoleum besichtigen aber leider ließ sich kein Treffen mit Onkel Ho einrichten. Herr Trump hatte sich auch angekündigt und so blieben die Türen zu. Stattdessen gingen wir zum Literaturtempel. Hier kommen vietnamesische Studenten hin um für gute Noten zu beten.
Ich kam mit Bildern von goldenen Stupas und Wat, wie man sie auf Thailand, Myanmar, Laos oder Kambodscha kennt, im Kopf und wurde leicht enttäuscht. Aber solche Tempel findet man in Vietnam leider nicht. Also vielleicht doch und ich habe einfach nur die Falschen besucht. In Vietnam findet man chinesische Tempel, mit den typischen Dächern und den chinesischen Inschriften.
Irgendwie waren uns die Sehenswürdigkeiten in Hanoi aber auch nicht so gesonnen - der Literaturtempel wurde gerade teilweise renoviert.

Auch wenn die Stadt im ersten Moment einem einzigem Kulturschock glich, so war sie doch der perfekte Einstieg für Vietnam. Das Gewusel, das ständige Hupen, die unzähligen Motorroller. Und dazwischen die Händler, die Garküchen und Rikschafahrer. Hanoi ist laut, dreckig, mit Jetlag einfach nur anstrengend. Aber ich fand Hanoi super. Besser als Ho Chi Minh City - dazu mehr später.

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