Knapp 150 Meilen (240 Kilometer) und 2,5 Stunden später trafen wir an unserem ersten Stop in Sweet Home Alabama ein: Birmingham.
Genauer gesagt im Barber Vintage Motorsports Museum. Gut, ich hab es jetzt nicht so mit Motorrädern oder Autos (man kann mir Marke und Modell an den Kopf werfen und ich kann nichts über dieses Auto sagen) aber es war schon cool es mal gesehen zu haben und wir hatten den süßesten Guide überhaupt in diesem Museum: Coffee - kein Spaß der Mann heißt wirklich so. Coffee ist so um die 70 Jahre alt und war in Wiesbaden stationiert. Wie viele Guides in den USA arbeitet auch er ehrenamtlich und weiß das alles weil er sich für Motorräder interessiert. Aber genug von Coffee und zurück zum Museum:
The Flying Merkel |
Das, für mich, wirklich beeindruckende an dieser Sammlung ist die Tatsache, dass das eine private Sammlung ist. Dass jemand, nur aus Spaß, so viele Motorräder gesammelt hat. Und noch faszinierender: die Ausstellungsstücke sind alle restauriert und fahrtüchtig.
Flanders |
Das Elyton Hotel |
Nach dem Museum ging es Richtung Innenstadt Birmingham zum Mittagessen im Elyton Hotel. Das Elyton ist ein sehr schickes Hotel, welches in Deutschland mit Sicherheit denkmalgeschützt wäre. Das Gebäude wurde um 1900 gebaut und man bemüht sich darum, den alten Charme beizubehalten. Deswegen betreibt man zum Beispiel noch die original Aufzüge (natürlich mit neuen Ketten) .
Von der Rooftop Bar hat man einen wundervollen Blick über Birmingham. Dabei ist Birmingham nicht besonders hübsch, meiner Meinung nach.
Im Vergleich zu Deutschland ist in den USA nichts wirklich "alt", aber selbst für die USA ist Birmingham eine sehr junge Stadt. Birmingham wurde um 1800 gegründet und wuchs durch die Stahlindustrie zu der größten Stadt im Bundesstaat Alabama. Auch wenn Birmingham die größte Stadt ist, ist sie nicht die Hauptstadt. Das ist Montgomery.
Man sieht am Stadtbild von Birmingham, dass es früher wie heute ein Industriezentrum ist. Mir ist jetzt aber auch klar, warum manche meiner Kunden ihre Geschäftsreisen nach Birmingham in den USA planen.
Man sieht am Stadtbild von Birmingham, dass es früher wie heute ein Industriezentrum ist. Mir ist jetzt aber auch klar, warum manche meiner Kunden ihre Geschäftsreisen nach Birmingham in den USA planen.
16th Street Baptist Church mit dem Denkmal der vier kleinen Mädchen |
Natürlich hatte ich das alles mal im Geschichtsunterricht gehört, aber mehr als angeschnitten wurde das Thema nicht.
Unser erster Stop der Civil Rights Tour war die 16th Street Baptist Church. In dieser Kirche predigte unter anderem auch Martin Luther King Jr, aber wirklich bekannt wurde die Kirche durch ein Attentat des Ku-Klux- Klans am 15.September 1963, bei dem vier Mädchen getötet wurden.
Ich weiß fast nicht, was ich grauenvoller finde: dass der Täter zunächst freigesprochen wurde und nur eine Geldstrafe wegen Besitz von Dynamit zahlen oder dass vier unschuldige Kinder gestorben sind. Letzteres, denn der Attentäter konnte 15 Jahre später nochmal angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt werden.
Der Anschlag ließ einen Aufschrei durch das ganze Land, einschließlich der "Weißen" Bevölkerung gehen - hauptsächlich weil es Kinder getroffen hatte- und trug dazu bei, dass der Civil Rights Act verabschiedet wurde, um die Rassentrennung zu beenden. Zumindest auf dem Papier.
In den 60er Jahren war die Kirche ein Zentrum der Bürgerrechtsbewegung, heute ist sie ein National Historic Landmark.
Direkt gegenüber der Kirche befindet sich der Kelly Ingram Park, in dem dem Civil Rights Movement gedacht wird. Es wird hauptsächlich der Kinder gedacht, die damals in Birmingham auf die Strasse gegangen sind um sich für Gleichheit einzusetzen. Als Reaktion darauf wurden die Kinder mit Wasserwerfern abgeschossen, die Hunde wurden los gelassen oder auch festgenommen. Festgenommen, eine Nacht hinter schwedischen Gardinen, und nur weil sie demonstriert haben auch ein Vorstrafenregister. Damit wollte man den Kindern Angst machen und die afroamerikanische Bevölkerung einzuschüchtern.
Man hat den Kindern, die damals eingesperrt wurden, zwischenzeitlich angeboten, ihr Vorstrafenregister zu löschen um Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und letztendlich hat man auch eingesehen, dass diese Menschen unschuldig sind. Was ich sehr bemerkenswert finde und auch meinen vollen Respekt hat: Diese Menschen haben das Angebot das Register zu löschen abgelehnt. Sie sind stolz drauf, weil sie wissen wofür das steht. Zu welcher Geschichte sie beigetragen haben.
Ich kann das nicht im Ansatz so auffassen, wie Berry das erzählt und vermittelt hat. Mein Geschichtslehrer in der Oberstufe war ja schon gut und ich habe mich auch immer dafür interessiert - aber so einer wie Berry wäre der Knaller gewesen, dann hätte vielleicht auch die deutsche Geschichte zwischen 33 und 49 nach dem vierten Mal in einem Jahr noch Spaß gemacht.
Von einem sehr ernsten Thema zu sehr viel Spaß: Die Pedal Tour durch Birmingham.
Die Amis sind schon ein lustiges Volk und die vorbeifahrenden Leute haben unsere Gruppe auf dem Bierbike vermutlich für einen Junggesellenabschied gehalten (falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: wir waren 11 Frauen und ein Mann).
Wir sind mit dem Bierbike durch den eher ländlicheren Teil von Birmingham, von Bar zu Bar, gefahren.
Wir hatten noch einen "Begleiter", Schenk, der das Bike gelenkt hat. Schenk (er hat sich mit seinem Nachnamen vorgestellt) hat einen Teil seiner Kindheit in Deutschland verbracht, da sein Vater dort stationiert war. Und zwar *Trommelwirbel* in Heidelberg. Zwar nur bis 1992, wie klein die Welt doch ist.
Wir sind mit dem Bierbike von Bar zu Bar und obwohl ich ein Bändchen um hatte, das mich hätte ausweisen sollen, wurde ich trotzdem nach meiner ID gefragt- als ich bei jemand anderen an einem Bier genippt habe.
In Nord- Alabama haben in den letzten Jahren viele kleine Brauereien aufgemacht, da noch vor wenigen Jahren die Counties überwiegend trocken waren. Ich will mich jetzt nicht auf eine Jahreszahl festlegen, aber die Rolling Stones haben da z.B. Wild Horse geschrieben. Die Geschichte kommt nächste Woche in Muscle Shoals.
Um das Bier wieder aufzusaugen ging es dann noch in eine Bar um Fried Chicken zu essen. Damit neigte sich unser Tag in Birmingham zum Ende und so auch dieser Blogpost.
Nächste Woche erzähl ich euch dann was Keith Richards und ich gemeinsam haben, was eine Toilette damit zu tun hat und warum das an den kürzesten Musikerwitz der Welt erinnert.
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