Sonntag, 9. Juli 2017

Bratislava- eine kleine Liebeserklärung

Wo fang ich an? Wo hör ich auf? Bratislava- eine Stadt, die ich so nie auf dem Schirm hatte, eine Stadt in die ich mich verliebt habe. Die Leute, das Essen, das Stadtbild, die Natur außerhalb der Stadt. Bratislava hat den typischen Ostblock- Charme und ich trotzdem anders als zum Beispiel Warschau oder Tallinn. Außerhalb der Altstadt ganz viele Plattenbauten, wie man sich ein ehemaliges Sowjetland halt eben vorstellt. Dann kommt man ins Zentrum der Stadt, in der ein Haus schöner ist als das Andere. Hoch über der Stadt thront die Burg, die man von fast überall in der Altstadt aus sehen kann. Unten in der Altstadt  reihen sich moderne Bars neben Pubs und kleine Restaurants mit slowakischen Spezialitäten. Zwischen den engen Gassen fährt ein kleiner historischer Bus Touristen durch die Stadt. Im Gegensatz zu anderen Altstädten trifft man nicht alle fünf Meter auf einen Souvenirshop. Natürlich gibt es auch diese, aber irgendwie fügt sich alles harmonisch in das Gesamtbild ein. 

Dazwischen, schon fast unauffällig, findet man die historische Konditorei Kormuth. Eine echte Perle, mitten in der Altstadt. Man betritt die Konditorei und wird von einem Kellner der alten Wiener Schule begrüßt. Nie ist es zu voll hier, denn wenn genug Leute drinnen sitzen wird einfach mal abgeschlossen. Mit uns waren noch zwei andere Tische besetzt. 
Der Kellner führt zum Tisch, gibt Kuchenempfehlungen und kennt auch sämtliche Zutaten der einzelnen Kuchen. Da strahlt das Herz der Konditorentochter. 

Aber nicht nur der Kellner ist eine Perle, sondern der gesamte Innenraum. Voll mit Deckenmalereien, Tischen mit Rosenquarzplatte und Bänken mit Schnitzereien, ist es so als würde man am Rädchen der Zeit drehen und zurück ins späte 19. Jahrhundert reisen. Ich habe auf Tripadvisor gelesen, dass die Toilette auch sehr sehenswert sein soll mit bemalten Schüsseln und Muschelwaschbecken. Hätte ich das mal gewusst, wäre ich mir zumindest mal die Hände waschen gegangen.
Die Kuchen selbst werden auf sehr schönem Porzellan mit Silberbesteck und der Tee in kleinen Silberkännchen serviert. 
Mama- falls du irgendwann doch irgendwann wieder professionell produzieren willst: Mach bitte so eine Konditorei auf!



Was ich am kulinarischen Bratislava am Besten fand? Also neben dem Kuchen? Dass es in jedem Restaurant hausgemachte Limonade mit Zitronen und Minze gab. Keine Ahnung warum man das nicht in Deutschland flächendeckend anbieten kann.


Es stimmt schon irgendwie wenn man sagt, Bratislava sei die kleine Schwester Wiens. Und auch irgendwie nicht. Die beiden Hauptstädte liegen keine 50 Kilometer auseinander und ähneln sich, wie Geschwister es tun (oder auch nicht). Der Baustil der Gebäude, in Bratislava vielleicht mehr dem Verfall ausgesetzt wie in Wien, die Küche, die Gemütlichkeit.
Aber in einem ähneln sich Bratislava nicht: die Sprache. Das Slowakische ist nicht ansatzweise mit dem Deutschen verwandt und so was es teilweise alles andere als einfach die Speisekarte zu lesen, wenn das Restaurant keine Englischsprachige hatte. Slowakisch erinnert mich so ein bisschen als Polnisch, zum einem weil ich kein Polnisch kann und daher alle slawischen Sprachen für mich gleich klingen, aber auch Wörter wie "Ulica" (zu Deutsch: Straße) zu finden waren. 

Aber erkennt ihr die Ähnlichkeit zu einer gewissen anderen Stadt? Auch einer der hundert Gründe, die ich aufzählen könnte, was ich an Bratislava so liebe. Es kommen ein bisschen auch Heimatgefühle nach Heidelberg auf. Es war sehr entspannend auch mal wieder einen Urlaub zu verbringen, ohne direkt als Tourist erkannt zu werden. Ein Japan, Taiwan oder den Vereinigten arabischen Emiraten sieht man mir die Ausländerin an.


Und natürlich darf auch kein Bild von Bratislavas bekanntester Skulptur, dem "Gaffer" fehlen. In der Innenstadt findet man lauter Skulpturen. Manche lehnen sich über Sitzbänke, andere stehen einfach in der Ecke oder dieser Herr schaut aus dem Gulli. Man muss fast aufpassen, dass man nicht drüber stolpert. Zumindest morgens. Abends, wenn sich die Altstadt füllt, ist er nicht mehr so leicht zu übersehen.

Auch eine Fahrt aus der Stadt nach Devin, in die kleinen Karparten, lohnt sich. Direkt an der Grenze zu Österreich liegt eine Festung in Ruinen von der man einen Panorama- Blick nach Österreich hat. Hätte es nicht 35 Grad und mehr gehabt, kann man in den kleinen Karparten wunderschön wandern können. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass ich bei den Temperaturen nicht ewig gelaufen bin. Allein der Aufstieg zur Burgruine (und der ist eigentlich echt nicht schlimm) waren bei fast 40 Grad um die Mittagszeit sehr anstrengend. Ich war fertig, als ich oben war. Aber belohnt wurden wir mit diesem Ausblick:





Auf der anderen Donauseite liegt Österreich
Bratislava hat mich verzaubert wie selten eine andere Stadt. Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich Wien oder Bratislava schöner finde, würde meine Antwort ohne lange nachzudenken "Bratislava" lauten.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in eine osteuropäische Stadt verlieben könnte. Vielleicht auch weil ich bis jetzt immer nur im Winter in Osteuropa war?

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