Sollte ich irgendwann in Tokyo wohnen, weiß ich ganz genau in welchem Stadtteil ich wohnen werde: In Yanaka.
Vieles in und an Tokyo fand ich anstrengend und ich weiß immer noch nicht ganz wie ich zu Tokyo stehe aber Yanaka hat mir, von allem was ich gesehen habe, am besten gefallen. Ich würde sogar fast soweit gehen und sagen, dass ich mich etwas verliebt habe.
Yanaka ist so etwas wie Tokyos Altstadt - an dieser Stelle sei erwähnt, dass Tokyo keine richtige Altstadt hat sondern nur ein paar ältere Viertel- mit vielen Tempeln. Hier in Yanaka scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, Tokyo hat um ein paar Gänge zurück geschalten. Yanaka ist anders als der Rest von Tokyo, selbst das traditionelle Asakusa ist sehr touristisch.
In Yanaka stand ich plötzlich mitten in dem Japan, das ich immer abseits der schrillen, mit blinkenden Neonreklamen, in meinem Kopf hatte.
An der Straße sind Essensstände zu finden, Leute kaufen hier ihre Gerichte, man findet ein breites Angebot an Bento, Fisch, Meeresfrüchten und allerlei japanische Naschereien. Garküchen findet man in Tokyo weniger, es ist eher wie der Hähnchenmann in Deutschland. Man kauft was, nimmt es mit und isst zu Hause.
Das japanische Essen besteht größtenteils aus Reis, Fisch und Gemüse. So zumindest die weitläufige Annahme und das stimmt auch. Aber es wird auch viel frittiert, viel Rind gegessen. Ich persönlich werde wohl kein großer Freund der japanischen Küche. Nicht weil es mir nicht schmecken würde. Das Essen ist gut und die Qualität stimmt auch aber ich esse gerne würzig. Und mir hat einfach zu oft das Salz auf dem Tisch gefehlt.
Es war wie Urlaub im Urlaub. Einfach mal durchatmen im hektischen Tokyo. Man kann gar nicht glauben, dass man trotzdem in Tokyo befindet. Die Straßen hier sind leerer, das Viertel im Verhältnis sogar fast menschenleer. Auch Autos fahren hier sehr wenige. Hier sind die Leute entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs.
Schon lustig, denn nur ein paar Straßen weiter tobt das tokyoter Leben mit allen seinen Facetten.
Und hier ist es ruhig. Keine Lautsprecher, aus denen Musik gespielt wird. Keine bunten Neonreklamen. Keine Promoterinnen in Manga oder Maidkostümen vor Restaurants, die versuchen dich zu überzeugen ihr Restaurant zu betreten.
In Yanaka reihen sich diese Essenstände, neben Supermärkte, 100Yen Stores und kleine individuelle Läden, in denen Tee, Porzellan, Kimonos und vieles mehr verkauft wird.
Keine großen westlichen Ketten, kein Gedränge, einfach nur das normale japanische Leben. Man hat das Gefühl hinter die Fassade blicken zu können, dass nicht jeder Japaner so verrückt ist.
Yanaka ist voller Tempel, Schreine und Friedhöfe. Vielleicht macht das auch diesen friedlichen und ruhigen Charme dieses Stadtteils aus. Vieles ist noch aus der Edo- Zeit erhalten oder wurde zumindest rekonstruiert. Natürlich ist es touristisch aber Yanaka ist Japan-Romantik pur. Zumindest für mich. Sollte ich irgendwann in Tokyo leben, möchte ich hier wohnen.
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