Sonntag, 11. Dezember 2016

Bur Dubai

Als ich an die arabische Welt gedacht habe, hatte ich Bilder von engen verwinkelten Marktgassen, von riesigen Gewürzbehältern und edlen Stoffen, ein bisschen Aladdin im Kopf. Auch wenn man bei Dubai im ersten Moment vielleicht nicht unbedingt sofort an solche Szenen denkt, so kann man sie trotzdem in Bur Dubai finden.
Dubai hat zwei Welten zu bieten, die nur wenige U- Bahnstationen entfernt sind.
Zumindest als Mann sollte man übrigens darauf achten, wo man in der U- Bahn einsteigt. Es gibt ein rosafarbenes Frauenabteil und ein "gemischtes Abteil". Die Grenze markiert allerdings lediglich ein Strich am Boden und trotzdem traut sich kein Mann in dieses Abteil.

Aber zurück zur Bur Dubai:
In Bur Dubai findet man die verwinkelten Gassen und ich somit auch Wege mich zu verirrren.
Wir steigen aus der U- Bahn aus und verlassen die Station auf der Suche nach den Souks und nach etwas Altstadt. Plötzlich stehen wir inmitten vieler sandfarbenen Häuser mit Flachdächern, ganz anders als die modernen Wolkenkratzer im anderen Dubai, in der Glitzerwelt des Stadtteils Jumeirah.
Dubai ist meine erste Berührung mit der arabischen Welt und ich habe noch nicht genug von der Welt gesehen um das wirklich objektiv beurteilen zu können, aber keine Altstadt hat mich bis jetzt wirklich in eine andere Zeit versetzen können. Ganz anders Bur Dubai. Es scheint als wäre hier die Zeit stehen geblieben, als wäre das moderne Dubai scheint meilenweit entfernt, dabei sind es gerade mal 5 Stationen mit der U- Bahn, keine 10 Kilometer.


Es ist Nachmittag, die Sonne knallt mir auf den Kopf, während wir durch die engen Gassen von Bur Dubai laufen. Weit und breit keine Touristen, zumindest nicht in dem Teil, indem wir gerade unterwegs sind. Es reihen sich Supermärkte, Tante Emma Läden und Geschäfte für traditionelle arabische sowie indische Bekleidung nebeneinander.
In der Ferne ruft der Muezzin zum Gebet und innerhalb weniger Minuten leeren sich die Straßen komplett, die Stadt ist wie ausgestorben. Fehlt nur noch der Strohballen, der die Straße entlang rollt - aber das wäre ein ganz anderer Kontinent.
Vor den Moscheen sieht man Männer, wie sie ihre Schuhe ausziehen und diese vor dem Gotteshaus stehen lassen.
Im Gegensatz zum Christentum, wo die Kirchen immer und für alle offen sind, darf man als Nicht- Muslim die meisten Moscheen nicht betreten. Die Sheikh Zayed Moschee in Abu Dhabi ist, soweit ich weiß, in den gesamten VAE die einzige Moschee, die für Touristen zugänglich ist.

 Vielleicht liegt es an der Uhrzeit, vielleicht ist Dubai auch anders, aber ich hatte mit eine arabische Altstadt immer chaotischer, lauter und bunter vorgestellt. In meinem Kopf hat es überall nach Gewürzen gerochen, überall hat man wunderschöne Stoffe gesehen, an jeder Ecke standen Männer in traditionellen Gewändern und Frauen in ihren Abayas, die ihre Waren anpreisen. Ja, ich weiß dass das sehr klischeehaft.
Momentan ist es aber sehr ruhig, was wohl auch dem Mittagsgebet geschuldet ist. Alles geht sehr geordnet zu und ich erkenne, dass die Stadt nicht einziger Basar ist, auch wenn uns Märchen wie Aladdin wohl was anderes erzählen wollen.

Die Souks haben sich um den Dubai Creek, dem Meeresarms des persischen Golfes, entlang angesiedelt.
Was auch total Sinn macht, da man so früher die Waren direkt vom Boot auf den Markt bringen. Auch heute verkehren noch die traditionellen Boote, die Daus, zwischen den beiden Creekseiten. Doch statt Waren werden heute Menschen transportiert. Mit 1 Dirham (ca. 25 Cent) ist dies nicht nur die authentischste, sondern auch die günstigste Weise um den Creek zu überqueren.
Haben wir aber nicht gemacht. Warum? Ganz einfach - wir haben die Anlegestelle nicht gefunden.
Tammy live.
Als ich dachte, mich hat in Keelung der totale Kulturschock getroffen, lag ich übrigens komplett falsch. Da kannte ich die Souks noch nicht. Im Gegensatz zu den Nachtmärkten haben mir nicht die vielen Menschen und Gerüche zu schaffen gemacht, sondern die Händler.
In Keelung war ich einfach nur mit den vielen Eindrücken überfordert. Hier habe ich mich nur noch unwohl gefühlt.
Aber auch solche Eindrücke sollte man im Urlaub sammeln. Denn darum geht es meiner Meinung nach auch beim Reisen: Aus der eigenen Wohlfühlzone heraus zu kommen und Neues zu erleben.
Man läuft die Gasse entlang -Souks sind übrigens so etwas wie Freilicht- Gemischtwaren- Läden- und schon kommen die Händler auf einen zu. Diejenigen, die Kleidung verkaufen, haben mindestens drei Schals dabei, die sie einem direkt umbinden. Und damit ziehen sie einem schon fast in den eigenen Laden. Mal nur die Auslage anschauen gibt es nicht. Und so landeten wir, schneller als gedacht und vielleicht auch schneller als uns lieb war, im erstbesten Laden.
Wer mich kennt, weiß dass ich eine Schwäche für Schals habe, aber ich war auf der Suche nach einer Pumphose und so dauerte es auch nicht lange bis der Verkäufer mir direkt ein paar Modelle auf den Tisch gelegt hatte.
Auf meiner Bucket List war ein Punkt, dass ich auf einem Souk feilschen möchte, aber irgendwie hatte ich das unterschätzt.
In Asien habe ich , so dachte ich zumindest, schon eine Ahnung bekommen wie man feilscht. Aber in Dubai scheinen da ganz andere Regeln zu gelten.
In Asien rechnet man einfach so lange hin und her bis man für beide Parteien einen akzeptablen Preis gefunden hat. Ohne langes Diskutieren, ohne dass man direkt eine Verpflichtung zum Kauf eingeht. Wenn der Preis nicht passt, geht man einfach.
In Dubai hatte ich das Gefühl, dass das hier etwas anders läuft.
Zuerst fragt der Verkäufer wo man denn her sei. Natürlich hat er dort einen Verwandten, der da ein Geschäft hat. Deswegen kann er auch in der Landessprache des Gegenüber ein paar Floskeln. Dann wird ein absurd hoher Preis genannt. Am Beispiel meiner Hosen: umgerechnet 80€ für zwei Hosen. Weil die Qualität ja so toll und er wisse ja von seinem Bruder aus Deutschland, dass man in Deutschland keine Hose mit so guter Qualität bekomme.Und das sei schon der Familienpreis, weil wir uns ja so nett unterhalten haben.
Ich nenne also einen Preis, der nur einem Bruchteil seines Preises entspricht. Fand der Verkäufer natürlich gar nicht so toll und fängt an sich um Kopf und Kragen zu reden. Nein, in Deutschland bekommt man sicher nicht so tolle Hosen und auch die Qualität sei nicht so gut - aber er könnte noch etwas weiter runter gehen. 70€ - sein letzter Preis, mehr ginge echt nicht.
Nun ja, ähnliche Hosen bekomme ich auch bei mir in Deutschland da liegt der Preis ja Preis ja bei 10€ pro Hose.
Nein- er hat ja schließlich Familie und die müsse er versorgen. Außerdem sein Bruder in Hamburg hat ja gesagt, dass man die sicher nicht für umgerechnet 10€ bekommt und Familie lügt ja nicht.
Mehr als 10€ pro Hose zahle ich nicht und wende mich zum gehen.Das ist der Moment, in dem der Verkäufer einlenkt, auch wenn er es sich anders vorgestellt hatte.
Vermutlich habe ich immer noch zu viel für die Hosen bezahlt - aber was solls. 20€ für zwei Pumphosen ist ganz ok.
Ganz anders dagegen der Gewürzhändler, auch wenn dieser nicht weniger raffiniert ist. Der Gewürzhändler vom Stand gegenüber, ist die Ruhe selbst und spricht fließend Deutsch. Wir bekommen von ihm eine Einführung in Gewürzkunde und dürfen uns durch den ganzen Laden schlemmen. Er bietet uns Datteln, getrocknete Früchte und Schokolade an, zeigt die Qualität seines Safrans. Als könnte man danach noch "Nein" und ohne etwas gekauft zu haben den Laden wieder verlassen.
Und so landen Kamelmilchschokolade, Safran ( der übrigens in Dubai weit aus günstiger ist als in Deutschland) und drei verschiedene Currys in der Tüte. Und das zu einem angemessenen Preis für beide Seiten.

Es war übrigens auch ein riesen Akt ein Taxi abends wieder zurück zum Hotel zu finden. Gefühlte 10 Taxifahrer später haben wir dann einen gefunden, der uns zurück ins Hotel gebracht hat.
Entweder das Taxi war besetzt oder der Fahrer konnte kein Englisch ( was für Dubai schon sehr außergewöhnlich ist) oder der Fahrer konnte mit der Hoteladresse einfach nichts anfangen.
Ein Besuch auf einem Souk war schon ein besonderes Erlebnis für mich. Auch wenn ich sagen muss, dass ich so schnell erstmal nicht mehr brauche. Mein Freund ist ein paar Tage später nochmal auf einen anderen Souk, der Elektronikkleinkram hatte. Ich musste erstmal noch die Eindrück verdauen und bin im Hotel geblieben.





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