Freitag, 22. Januar 2016

我学中文

Wo xue zhongwen- Ich lerne Chinesisch

Als ich meiner Familie eröffnete mich für einen Chinesischkurs angemeldet zu haben, kam erst einmal die Frage nach dem "Warum". Warum ausgerechnet Chinesisch? Warum lerne ich nochmal eine neue Sprache?
Es eine Frage so simpel und doch so schwer zu beantworten.
Es ist wohl irgendwo ein "Nachholen" einer verpassten Chance, dass ich nicht den Mut hatte für ein Jahr nach China zu gehen. Und dieser Drang etwas anderes, etwas neues zu lernen.
In Paraguay habe ich schätzen gelernt, in einem Land aufwachsen und leben zu dürfen, in dem Bildung selbstverständlich ist. In einem Land, in dem jeder -unabhängig von der Herkunft- die Chance bekommt, sich entsprechend zu bilden um seinen eigenen Weg gehen zu können. In Paraguay und vielen anderen Ländern der Welt gibt es ein sehr stark ausgeprägtes "Klassensystem". Wird man in einer armen Familie geboren, hat man selten die Chance auf ein besseres Leben.
Das Hausmädchen meiner Gastfamilie war mit 16 Jahren etwas jünger als ich, kam aus einer armen Familie und musste arbeiten gehen um ihre Familie finanziell zu unterstützen.
Auch wenn es in Paraguay eine Schulpflicht gibt, staatliche Schulen sind nicht besonders gut (meine Schule in Paraguay war staatlich) und ich habe gelernt, dass man sowieso nichts ändern kann. Man akzeptiert es einfach.
Ein Glück für unser Hausmädchen war, dass sie wie ein Familienmitglied aufgenommen wurde.
Aber zurück zu der Frage, warum ich Chinesisch lerne. Ich habe die Herausforderung in meinem Alltag gesucht. Es ist auch der Grund warum ich Oboe spiele. Ich möchte etwas machen, was nicht jeder macht.
Und so kam eins zum anderen. Zumal Chinesisch eine Sprache ist, die aufgrund der wachsenden Wirtschaftsmacht Chinas, immer wichtiger wird.
Im September kam dann die erste Chinesischstunde und direkt sollte ich feststellen, dass Chinesisch fleiß bedeutet.
Chinesisch ist keine besonders schwere Sprache, wenn man mal Zugang gefunden hat.
Es gibt keine nennenswerte Grammatik, was es etwas einfacher macht. Die Verben werden nicht konjugiert, es gibt keine Tempi. Man stellt einfach eine Zeitangabe vor den Satz.
So sehen die Sätze ungefähr so aus:
zum Beispiel:
 Mittwochs habe ich Chinesischunterricht.

星期三我有中文课
Xingqisan wo you zhongwenke.
Mittwoch ich haben chinesisch- sprachiger Unterricht.

Ungewohnt für uns Europäer ist das 4- Töne System der Sprache. Je nachdem wie man ein Wort betont, bekommt es eine andere Bedeutung.
TonPinyinTonhöheDeutsche Übersetzung
1. Tonhoch und konstant; Tonstärke gleich bleibendMutter
2. Tonansteigend von der unteren bis mittleren in die hohe Tonlage (wie bei einer Frage am Ende des Satzes)Hanf
3. Tonfallend und wieder steigend; ist der Ton mit der längsten TondauerPferd
4. TonTon fällt schart nach unten; Silbe wird auch kürzer ausgesprochen (wie Befehl)schimpfen
Neutraler Tonmakurz und leicht; Tondauer sehr kurz (50% des 1.Tons)Fragewort am Ende des Satzes
Quelle: http://www.chinesisch-onlinelernen.de/chinesische-aussprache/

Da wäre dann natürlich noch der Hauptteil der Arbeit, das Zeichen lernen. Hier muss ich sagen: Das habe ich deutlich unterschätzt. Bei den Zeichen muss man wirklich dran bleiben. 
Ich habe mir das Buch Fun with Chinese Characters gekauft. Hier werden die Schriftzeichen auf lustige Weise erklärt. So habe ich mir mit viel Fantasie ein System entwickelt, in dem ich kleine Bilder aus den Zeichen mache.
Zum Beispiel "Ha" also wie "haha", wenn ich über etwas lache, merke ich mir so:
哈 Das Zeichen sieht aus wie ein kleines Haus --> Zum Lachen in den Keller gehen.
(Eigentlich heißt das Zeichen "ha" zu Deutsch "ausatmen")
Oder
朋友 (Pengyou) Das Zeichen für "Freund". Hier stelle ich mir zwei Menschen, die Hände halten, vor.
Irgendwie funktioniert es für mich.
An Zeichen kann ich, wenn überhaupt, 150 lesen. Und ca 1000-1500 Zeichen bräuchte man um Zeitung lesen zu können. It's a long long way to go.
Ich hoffe, ihr habt einen kleinen Einblick in die chinesische Sprache bekommen.
Mir macht Chinesisch wirklich viel Spaß und für meinen Taiwanurlaub habe ich auch schon 5 Mandarinstunden gebucht (wenn mir jemand direkt nach dem Abi gesagt hätte, ich würde in meinem Urlaub freiwillig irgendeinen Unterricht besuchen, hätte ich demjenigen den Vogel gezeigt)
Hier noch ein kleiner Funfact zum Schluss: Selbst die Chinesen untereinander scheinen sich nicht immer ganz zu verstehen.
Meine Chinesischlehrerin, in Taiwan geboren und aufgewachsen, hat erzählt, dass die Chinesen mit einem Block in der Tasche rumlaufen. Nordchinesen reden anders als die Südchinesen, die Shanghaier anders als Pekinger. Und so bleibt ihnen manchmal nur die Schriftsprache zum kommunizieren.
Vielleicht also gar nicht so schlimm, wenn ich sie auch nicht verstehe oder sie mich nicht.
Zaijian 再见 

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