Da unsere Chinesischlehrerin aus Keelung kommt, lag es irgendwie nahe mit dem Zug dort hin zu fahren.
Keelung ist eine Hafenstadt im Norden Taiwans und ist ca 20 Kilometer von Taipei entfernt.
Mit dem Zug braucht man knapp 45 Minuten. So viel zu den Fakten über Keelung.
Schon beim Verlassen des Bahnhofes wurde mir schnell klar, dass Keelung nochmal um einiges chinesischer ist als Taipei.
Keelung ist viel kleiner aber mit mindestens genauso viel Leben und Verkehr wie Taipei. Dadurch wirkt Keelung lauter und voller als Taipei wo die Geräusche auch teilweiße von den Häuserschluchten geschluckt werden.
Außer am Hafen - wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen- findet man keine westlichen Marken.
Ich weiß immernoch nicht was es war. Aber irgendwas hat in mir dann den totalen Kulturschock ausgelöst. Vielleicht war es auch der Schlafmangel der letzen Tage, denn ich habe selten so wenig geschlafen wie in Taiwan. Jetlag und so.
Unsere Chinesischlehrerin hat uns besonders den Nachtmarkt ans Herz gelegt. Und genau dort traf er mich ganz unerwartet: der Kulturschock.
Mir war plötzlich alles zu viel und ich wollte in dem Moment nur weg. Mir war Taiwan zu viel, mir war die Sprache zu viel, mir waren die Gerüche und die Geschmäcker zu viel, mir waren die Menschenmassen zu viel.
Ich hatte bis jetzt nur zweimal einen wirklichen Kulturschock (Paraguay und Rio de Janeiro) und dachte eigentlich, dass mich so schnell nichts schocken kann.
Ich habe mich in Keelung nicht nur gefühlt, als wäre ich fehl am Platz, sondern wollte auch einfach nur weg.
Mich hat das alles überrannt, die Eindrücke sind nur so auf mich eingedroschen.
Interessanterweise, ging es mir in keiner anderen Stadt in Taiwan so. Entweder sie waren nochmal um einiges westlicher (was ich ja stark vermute) oder ich hatte da einfach alles angenommen, dass der Kulturschock keine Chance hatte.
Eigentlich hätte ich ja gedacht, dass mich der Kulturschock in Hong Kong treffen könnte. Hong Kong war meine erste Asienerfahrung. Aber vielleicht bliebt hier der Kulturschock auch aus, weil Hong Kong sehr westlich ist.
Nun ja, zurück zum Thema.
Ich kann nicht sagen, ob der Nachtmarkt schön ist oder nicht. Wie gesagt, ich war total im Kulturschock drin.
Aber er ist auf jeden Fall ein Erlebnis.
Ich habe noch nie so viele Menschen auf so wenig Platz gesehen. Das war vermutlich einer der Faktoren für meine Reizüberflutung.
Zu dem dichten Gedränge kamen dann die unzähligen Essensstände. So viele Stände auf einem Platz hat keiner der Nachtmärkte in Taipei.
An jeder Ecke riecht es anders, meistens gut. Bis auf die Ecken, an denen man Stinky Tofu kaufen kann. Das riecht man 10 Kilometer gegen den Wind.
In Mitten dieses Ameisenhaufens hatte man hier einen Ort der Ruhe gefunden. Ich finde es immer wieder erstaunlich wie nahe Ruhe und Reizüberflutung in Taiwan sich sind.
Es ist nicht nur die Ruhe, die mich immer wieder in den Tempeln beeindruckt. Auch die Architektur, die Farben und die Verzierungen rauben mir regelmäßig den Atem,
Wusstest ihr, dass die meisten Chinesischen Tempel ohne weitere Befestigungen auskommen?
Die einzelnen Bauelemente werden einfach ineinander gesteckt und halten dann bombenfest.
In Deutschland braucht man schon viel Geduld mit mir, wenn es um Kirchen geht. Kirchen sehen mich nicht allzu oft.
Aber Tempel- da könnte ich stundenlang drin sitzen und über Gott und die Welt nachdenken.
In dem chaotischen Treiben Keelungs war das Tempel eine willkommene Abwechslung und der ideale Ort um mit meinem geliebten Green Milk Tea mal kurz runter zu kommen.
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